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Döpfner trennt Axel von Springer.

Ein Kommentar von Peter Turi
Cut the roots: Im Jahr 2003 strich die Axel Springer Verlag AG die Bezeichnung "Verlag" aus ihrem Namen. Zum Jahreswechsel sollte sie auch den Vornamen "Axel" streichen, denn Vorstandschef Mathias Döpfner verscherbelt das Erbe von Verlagsgründer Axel Springer (1912-1985). Mit der heute bekannt gegebenen Entscheidung, alle Printobjekte jenseits der "Bild"- und "Welt"-Titel abzugeben, amputiert Döpfner Springers Wurzeln. "Hamburger Abendblatt" und "Hörzu" standen am Anfang von Axel Springers Aufstieg. Döpfner verstößt beide Titel nun ebenso mitleidslos wie die "Berliner Morgenpost", alle Anzeigenblätter und sämtliche Programm- und Frauenblätter (u.a. "Funk Uhr", "TV digital" und "Bild der Frau").

Die Betroffenen sollten sich keinen Illusionen hingeben, was mit den verkauften Blättern passiert, wenn spätestens 2014 das Bundeskartellamt grünes Licht gibt. Dass der Verkauf, so Döpfner, "für eine langfristige Perspektive der Marken und deren Mitarbeiter das Beste ist", muss man nicht glauben. Die Funke-Gruppe ist kein Ort, an dem eine Zeitung oder Zeitschrift besser aufgehoben ist als bei Springer. Der Funke-Clan steht keinesfalls in dem Ruf, als Verleger besonders kreativ oder nachhaltig zu wirken. Die Familie Funke hat sich schon bei der Komplettübernahme der WAZ-Gruppe hoch verschuldet, 260 Mio von den 920 Mio Euro des Kaufpreises muss sie bei Springer abstottern. Den Mitarbeitern steht ein knüppelhartes Schrumpfprogramm bevor, welche Verheerungen das verursacht, ist bei der WAZ-Gruppe zu besichtigen.
Der Verkauf renditeschwacher Printobjekte mag alternativlos sein, Döpfners Entscheidung richtig und konsequent. Aber nur, wenn man sie nur unter dem Aspekt von Rendite, Aktienkurs und Shareholder Value betrachtet. Der Weg eines Verlegers, der Weg eines Axel Springer, wäre ein anderer gewesen: Eine Zukunft für "Abendblatt" und Co in der digitalen Welt zu suchen, irgendwo zwischen Paid Content, Classified Ads und Kooperationen. Und keinesfalls die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen. Mathias Döpfner macht es sich zu einfach. (Foto: Springer)
presseportal.de (Ad-hoc-Meldung), axelspringer.de

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