10.02.2014 Hier klicken, um den Artikel vorlesen zu lassen.
Die Internetwirtschaft auf den Spuren der Mainstream-Musikindustrie
Die Internetwirtschaft entwickelt mit ihrer Fokussierung auf Hits immer größere Ähnlichkeiten zur Mainstream-Musikindustrie. Die Parallelen sind bemerkenswert ? und könnten auf einen baldigen Wandel hindeuten.
Justin BieberSeit vielen Jahrzehnten ist die Musikindustrie ein "Hit?-Business. Einige wenige Titel erhalten den Löwenanteil der Aufmerksamkeit und generieren die Mehrzahl der Umsätze. Oft handelt es sich dabei nicht um aus künstlerischer Sicht besonders anspruchsvolle, einfallsreiche oder qualitative Produktionen. Nicht mit spezieller Leidenschaft geschriebene und produzierte Songs haben die besten Hit-Aussichten, sondern solche, die den bewährten Formeln des Popmusikgeschäfts folgen, durch massive Marketingpower unterstützt werden oder zum aktuellen Sentiment pop- oder medienkultureller Phänome passen. Barbie Girl, Schnappi oder Gangnam Style sind sicher Extrembeispiele, aber auch sonst finden sich in den oberen Bereichen der Charts traditionell eher wenige wirkliche Klangperlen. Die Musikindustrie heißt nicht umsonst "Industrie?. Ihren größten Akteuren geht es vor allem darum, die Fließbandproduktion von Hits zu perfektionieren, nicht darum, Menschen konsequent mit guter Musik zu verwöhnen. Ich finde, dass die Internetwirtschaft verstärkt auf den Pfaden des Musikgeschäfts wandelt.
Serienfertigung von Startup-Hits
Die mächtigsten Venturekapitalisten übernehmen in diesem Vergleich die Rolle der Major Labels, Business Angels und Serienentrepreneure die von Starproduzenten und Medienmultiplikatoren, und junge Gründer und Studienabbrecher die von Bands und Interpreten auf der Suche nach Berühmtheit und dem schnellen Geld. Analog zur Musikwelt fokussiert sich dieses Ökosystem auf die Serienfertigung von Hits. Im Blickfeld steht nicht, Anwender ausgehend von eigenen Bedürfnissen und Problemlösungsideen mit möglichst sinnvollen Diensten und Produkten zu versorgen und auf diesem Weg wirtschaftliche Profitabilität zu erreichen. Stattdessen ist die oberste Zielgabe der Schlüsselakteure dieser Web- und App-Industrie, einen größtmöglichen Teil der Aufmerksamkeit und Zeit der Konsumenten zu gewinnen ? egal mit welcher Art Produkt. Allerlei erprobte und über die Jahre verfeinerte Konzepte und Systeme ? von Lean Startup, Minimum Viable Product, Hook-Modell und Growth Hacking bis zu Inkubatoren, Acceleratoren und Bootcamps ? sollen dabei helfen, die Schaffung von Startup- und App-Hits zu perfektionieren; sie so vorhersagbar und planbar zu machen wie möglich.
Ein neuer Trend bringt viele Nachahmer
Auch in Hinsicht auf die massive Trendabhängigkeit lassen sich Parallelen zwischen der Musik- und Internetindustrie finden. So wie ein neuartiger, unkonventioneller Titel oder Stil, dem die Eroberung der Verkaufscharts gelingt, oft Dutzende, mitunter ähnlich klingende Nachahmer zur Folge hat (etwa die von T-Pain "etablierte? Verwendung von Auto-Tune-Effekten oder die Neudefinition des kommerziellen Dance-Genres durch Swedish House Mafia), orientieren sich Investoren und Entrepreneure im Webzirkus an unerwarteten Achtungserfolgen. Ob Groupon, WhatsApp, Pinterest, Flipboard, Instagram oder Airbnb ? kristallisieren sich in zuvor von der Branche nicht näher beachteten Tätigkeitsfeldern Hits heraus, springen umgehend viele weitere Anbieter auf den Trend auf. Entweder in Form dreister Klone, oder mit Abwandlungen und Iterationen der Originalidee; in beiden Fällen überschüttet mit VC-Millionen.
Besonders deutlich wurde diese Dynamik nach dem Aufstieg v