02.05.2014 Hier klicken, um den Artikel vorlesen zu lassen.
Marcel Brell
Das Leben ist voll
von Entscheidungen. Von großen und kleinen. Von schweren und leichten. Natürlich: das Wissen darum ist genauso wenig neu wie die Erkenntnis, dass unser aller Leben nur auf der Summe eben dieser Entscheidungen beruht; Doch gerade die künstlerische Auseinandersetzung mit vermeintlichen Banalitäten wie diesen fährt uns ein, geht uns an, trifft uns im Kern. "Befüll dich
nicht mit Anderen, sonst wirst du viel zu schwer. Du musst dir eingestehen: Aller Anfang ist leer." (Du bist) Marcel Brells Debut ist gespickt von vermeintlich kleinen Begebenheiten, die im Zusammenspiel mit der pompös reduzierten Instrumentierung und den aufrichtigen Texten eine Intimität entstehen lassen, als säße man bei schummrigem Licht einer fast erloschenen Kerze mit seinem besten Freund in der Küche und lege unumwunden sein pochendes Herz auf den Tisch.
Kein unnötiges Aufbauschen eines geltungsbedürftigen Egos, keine falsche Fassade. Nur ein Mensch und seine vertonten Gefühle; voller Wahrheiten, die manchmal weh tun ? und die gerade deshalb so wichtig sind.
Ob im Song "Der Schlüssel steckt", Marcels Auseinandersetzung mit dem Stillstand und der Angst vor Veränderung oder in "Alles gut solang man tut", seiner treibenden Hymne an den Pragmatismus. Das zentrale Lied des Albums ist aber sicherlich das wunderschöne "Nur den Augenblick", in dem Marcel die Wertschätzung für den Moment besingt. Statt krampfhaft an der Vergangenheit festzuhalten und ehrgeizig das Morgen zu planen, bleibt häufig das einzige auf der Strecke, was permanent greifbar ist: das Jetzt.
2013 spielte Marcel bereits über 70 Konzerte, 2014 ist er sowohl solo als auch mit Band auf Tour und spielt neben eigenen Konzerten auch im Vorprogramm von der Alin Coen Band, Elif, Suzanne Vega, Sharon Corr und Dota Kehr.
Außerdem hat Marcel gemeinsam mit der Hamburger Sängerin Alin Coen ein Lied für sein Debut aufgenommen. "Wo die Liebe hinfällt" ist der Rat eines Freundes, Frieden mit der Vergangenheit zu schließen.
So ist es Marcel Brell gelungen, aus den Erfahrungen seiner Vergangenheit Musik fürs Hier und Jetzt entstehen zu lassen, die auch morgen nichts von ihrer Relevanz verliert. Stücke übers Entscheiden und übers Loslassen; über Reduktion, die auf befreiende Art und Weise Platz für Neues macht. Songs, die nachdenklich stimmen, ohne betrübt zu machen, und die einem fesselnd vermitteln, dass man sich frei machen muss. Oder wie Marcel es selbst so schön formuliert:
"Ich lasse alles los, was ich nicht halten kann,
und nur, was mir gehört, kommt wieder bei mir an."
(Nur den Augenblick)