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Der WDR und der Kulturauftrag Buhrows dringlicher Appell: Friert die Musik nicht ein!

Die Vorstellung ihrer neuen Chefdirigenten nutzten WDR-Intendant Tom Buhrow und Hörfunkdirektorin Valerie Weber für klare Worte an die Politik:

Mit seinen Orchestern gleiche der Sender Löcher im Lande aus. Sie müssen daher nur wenig einsparen.

Weil dem WDR in den nächsten Jahren hohe Fehlbeträge drohen, hat Intendant Tom Buhrow seiner Anstalt einen strikten Sparkurs verordnet. Insgesamt 500 Planstellen sollen bis 2020 wegfallen. An der Tatsache, dass man sich in Köln vier sendereigene Klangkörper leistet, will Buhrow dennoch nicht rütteln. Um den Stellenwert der Musik zu unterstreichen, stellte er auf einer Pressekonferenz die neuen Chefdirigenten vor, die zur Saison 2014/15 ihren Dienst antreten.

Der amerikanische Jazzmusiker, Komponist und Dozent Richard DeRosa übernimmt die Leitung der WDR Big Band, der britische Pianist und Organist Wayne Marshall dirigiert das WDR Funkhausorchester, der schwedische Chorleiter und Hochschullehrer Stefan Parkman den WDR Rundfunkchor. Vierter im Bunde ist der Finne Jukka-Pekka Saraste, der bereits seit 2010 Chefdirigent des WDR Sinfonierorchesters ist. Die Botschaft scheint klar: Solche weltweiten Koryphäen holt man nicht nach Köln, wenn man abbauen will.



In der Tat wählt Buhrow einen anderen Weg, als Klangkörper zu schließen oder zu fusionieren, wie es etwa der SWR getan hat. Seine Taktik sucht er im Gegenangriff in Richtung Politik. "Ausdrücklich vom Sparkurs ausgenommen werden kann in unserer Situation gar nichts mehr", so Buhrow auf DWDL.de-Nachfrage. "Aber die Menschen sollen sehen, welchen wertvollen Beitrag wir zur Musikvermittlung leisten, und daran denken, wenn wieder über den Rundfunkbeitrag diskutiert wird. Bei den Klangkörpern planen wir zunächst nicht so radikale Einschnitte, wie sie anderswo nötig zu sein scheinen."

Insgesamt, so Buhrow, werde der Hörfunk - insbesondere im Programm - prozentual weniger Stellen abbauen müssen als andere WDR-Abteilungen. Konkrete Zahlen legte Hörfunkdirektorin Valerie Weber nach: Für 2015 seien durchschnittlich 8 Prozent Einsparungen im Budget des Hörfunks geplant, jedoch nur durchschnittlich 4 Prozent bei den vier Klangkörpern. Man werde gemeinsam mit den Chefdirigenten überlegen, wer welchen Sparbeitrag leisten könne, und dies nicht von oben herab verordnen, so Weber.

Und dann gab sich die langjährige Antenne-Bayern-Chefin auf den Tag genau vier Monate nach ihrem Amtsantritt beim WDR als überzeugte öffentlich-rechtliche Kämpferin: "Unsere Klangkörper sind kein Selbstzweck, sondern eine Investition in die Gesellschaft. Wir leisten unglaublich viel, was das Land NRW nicht mehr leistet. Wir springen ein bei der Musikvermittlung, wir gehen regelmäßig mit Teilen der Orchester in die Schulen und führen musikpädagogische Projekte durch. Wenn die Politik uns die Gelder einfriert, dann friert sie das alles mit ein."