19.11.2015 Hier klicken, um den Artikel vorlesen zu lassen.
Oma dreht durch – mit dem Rock 'n' Roll durch die Jahrzehnte
Die Weihnachts-Buchidee für alle Generationen
Oma Gerda hat die Nase voll. Sie hat ihren starrköpfigen, dominanten Ehemann überlebt und ist sich sicher, dass es jetzt nur noch besser werden kann. Doch anstatt endlich das Leben neu zu beginnen, wird sie von ihrer Tochter und deren Kindern eingespannt.
Als sie eines Tages das Zimmer ihrer Enkelin aufräumt, stolpert sie über deren E-Gitarre. Wie unter Zwang legt sie los und lässt die Rock ´n´ Roll-Zeit ihrer Jugend wiederauferstehen.
Der kurze Ausflug in die Vergangenheit legt in Gerda einen Schalter um. Sie erinnert sich an das alte Motorrad ihres Mannes, das immer noch im Schuppen steht, packt einen Koffer und ihre winzige Rente und verlässt das Haus. Eine abenteuerliche Reise beginnt, in deren Verlauf Gerda sogar eine Musikerkarriere startet ?
Dieses Buch nimmt uns mit und blickt mit viel Witz und Humor auf Jung und Alt, auf Klischees und Vorurteile, die eigentlich längst in die Mottenkiste gehören. Oma und Opa sind nämlich heute nicht mehr nur wie in den gängigen Klischees als daddelige Alte mit dem Rollator und dem Nasenfahrrad unterwegs. Nein, sie surfen im Internet, sind modisch en vogue, reisen durch die Welt, bilden sich weiter, sind erfahren und hilfsbereit und - so Gott und der Arzt das will - noch viele Jahre fit wie ein Turnschuh.
Ein turbulenter und kecker Roman über das Leben der alten Junggebliebenen - erzählt mit einem Augenzwinkern und einer großen Portion Humor.
Leseprobe:
Endlich war es so weit. Es konnte losgehen. Das Motorrad war fertig und schnurrte wie ein Kater. Ab heute würde sie frei sein, frei wie ein Vogel im Wind.
Es war Vormittag, die beiden Mädchen waren in der Schule und Victoria in ihrer Kanzlei. Wie immer um diese Zeit war Gerda allein im Haus. Und auch wie immer musste sie jetzt eigentlich im ersten Stock die Schlafzimmer aufräumen und die Betten machen.
Aber heute war alles anders. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als sie Natalies Zimmer betrat. Doch anstatt mit der Arbeit zu beginnen, griff sie nach der Gitarre, die wie üblich in der Ecke zwischen Bett und Schrank stand. Genau vor drei Monaten, an einem Montag, hatte sie auch hier gesessen und sich mit der Gitarre in der Hand zum ersten Mal nach mehr als einem halben Leben der Unterdrückung so richtig wohl gefühlt.
Und genau wie vor eben diesen drei Monaten griff sie auch jetzt in die Saiten, entlockte der E-Gitarre die ersten Töne und schmetterte mit lauter Stimme: »It?s now or never, come hold me tight. Kiss me, my darling, be mine tonight ?«
Am Ende des Liedes kullerten dann ein paar Tränen. Die Gefühle überwältigten sie einfach, denn heute begann ihr neues Leben, ein Leben, von dem sie keine Ahnung hatte, wie es ablaufen würde. Ein Leben, das ebenso beschissen wie phantastisch sein konnte. Mit fünfundsechzig ging es ab in die Zukunft.
Energisch stellte sie die Gitarre an ihren Platz, ging nach unten in ihr Zimmer und zog den kleinen Reisekoffer, der noch aus den Fünfzigern stammte und den sie in den letzten Tagen heimlich gepackt hatte, unter dem Kleiderschrank hervor. Raus aus dem Kleid und rein in Augusts alte Lederkluft, Motorradmütze und -brille auf, Handtasche umgehängt, ein letzter Blick in den Spiegel - und dann rauf auf die Maschine und ab ging die Post.
Zwei Stunden lang fuhr sie über die Dörfer und Landstraßen in Richtung Norden, bis sie an einer großen Tankstelle den ersten längeren Stopp machte. Mit einem Kaffee und einem Brötchen setzte sie sich an einen Tisch, an dem bereits ein älterer Herr seine Suppe löffelte.
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